SPD-Fraktion testet Reallabor: Neue Wege gehen oder besser radeln in Marl

„Wir begrüßen als SPD-Fraktion den öffentlichen Diskurs zum Popup-Radweg“, positioniert Peter Wenzel als Vorsitzender die SPD-Fraktion in Marl und dankt der Marler Zeitung für die Berichterstattung hierzu. Es sei ein wesentliches Kennzeichen für einen Versuch, dass alle Interessierten der Marler Stadtgesellschaft Anregung, Kritik und Lob zur Verfügung stellen. Hier würde die Redaktion der Marler Zeitung, als wichtige Plattform der Informationsweitergabe, ihre verantwortliche Rolle annehmen.

Testeten das Reallabor vor Ort (v. l. n. r.): Maresa Kallmeier (Ratsfrau), Peter Wenzel (Fraktionsvorsitzender), Marius Neumann (Sachkundiger Bürger), Marcel Jedl (Ratsherr), Sylvia Sakowski (Ratsfrau), Andreas Täuber (Ratsherr)

Der Radentscheid ist 2019 mit großer Mehrheit vom Rat beschlossen worden. Mit dem Ziel das Radwegenetz in Marl zu sanieren, auszubauen und Marl wieder zu einer fahrradfreundlichen Stadt zu machen. Seither sieht man in der Stadt vermehrt sanierte Radwege, neue Radwege, die gebaut werden und kürzlich wurde auch ein Pop-Up-Radweg an der Willy-Brandt-Allee/ Hervester Straße erstellt.

„Der Pop-Up-Radweg ist ein Versuchslabor,“ betont Andreas Täuber, Stadtplanungsausschussvorsitzender und stellvertretender SPD Fraktionsvorsitzender. Es sei also ein Test, welchen Effekt die Einrichtung eines ausreichend breiten Radfahrstreifens oder Radweges mit sehr guter Oberfläche direkt vor Ort haben kann. „Es handelt sich also darum zu prüfen, wie sich der Versuchsradweg bei den Verkehrsteilnehmer*innen auswirkt, wie er angenommen und ob der Autoverkehr beeinträchtigt wird oder eben nicht,“ erläutert Täuber, „also ein kontrolliertes Laboratorium in Echtzeit.“

„Für Verkehrsplaner und Stadtplaner*innen,“ so Marcel Jedl, den als Schulausschussvorsitzender vor allem die Verbesserung der Radverkehrssituation vor der Willy Brandt Gesamtschule interessiert, „ein total spannendes Unterfangen. Ich wünsche uns hilfreiche Erkenntnisse.“

Schließlich ist die Willy-Brandt-Allee/ Hervester Straße mit je 2 Autofahrspuren auf beiden Seiten und dem Eingang der Willy-Brandt-Gesamtschule als Teststrecke ausgewählt worden. Je eine Fahrspur auf jeder Seite wurde zu einem Radweg zunächst „provisorisch“ umgebaut.

Foto: Peter Wenzel und Marius Neumann beim Testversuch.

„Das ist ein neuer Weg, den hier Politik und Verwaltung gehen,“ freut sich Ratsfrau Sylvia Sakowski. „Wir sind es gewohnt Entscheidungen zu treffen und diese dann umzusetzen,“ erläutert Andreas Täuber die Einzigartigkeit des Versuches für Marl, „aber es ist natürlich sinnvoll, bevor Entscheidungen von so großer Tragweite auch mit erheblichen finanziellen Auswirkungen getroffen werden, zunächst einmal gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen, wie sich die geplante Maßnahme, also der Umbau der Willy-Brandt-Allee/ Hervester Straße, vor Ort für die Verkehrsteilnehmer*innen auswirken würde.“

Deshalb haben sich Mitglieder der SPD-Fraktion auf den Weg gemacht und den Pop-Up-Radweg vor Ort erprobt. „Der breite Radfahrstreifen ist für Radfahrer*innen natürlich sehr komfortabel und lässt sich sehr gut fahren,“ resümiert SPD Ratsfrau Maresa Kallmeier. „Auch für den Schulradverkehr wird diese Maßnahme eine gute Lösung sein,“ ergänzt Marcel Jedl. Der Autoverkehr scheine mit der verbleibenden Fahrspur in Bezug auf die Kapazität gut zurecht zu kommen.

„Radverkehr und Autoverkehr dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden,“ ist Marcel Jedl wichtig zu ergänzen. Dies sei bei dem Versuch auch nicht grundgelegt, denn dem Radverkehr soll lediglich mehr Raum auf unseren Verkehrsflächen eingeräumt werden. Kritisch wären die Fahrbahnmarkierungen für das Abbiegen zu sehen. Diese wären sowohl für Autofahrer*innen als auch für Radfahrer*innen nicht immer eindeutig zu erkennen. „Hier muss nachgebessert werden,“ betont Andreas Täuber.

Die Frage, ob das Angebot des breiten, komfortablen Radwegs dazu führt, dass dieser häufiger genutzt wird, ließe sich in den Sommerferien nur schwer beantworten. Deshalb sei auch der Versuch sinnvollerweise auf ein ganzes Jahr angelegt.
Vorbeifahrende Radfahrer*innen wurden von den SPD Fraktionsmitgliedern interviewt. „Das Feedback war stets ein Gutes,“ freut sich Andreas Täuber. Die SPD-Fraktion würde es freuen, wenn noch viel mehr Bürger*innen sich auf den Weg machen
oder besser radeln, um den Pop-Up Radweg einfach mal auszuprobieren. Für ein Feedback zu den gemachten Erfahrungen sei man dankbar. „Versuch macht klug, heißt es doch so schön,“ ergänzt Andreas Täuber, „wichtig ist uns dabei, dass es gelingt eine gute Diskussionskultur zu erhalten und neue Ideen nicht gleich niedergemacht werden.“

„Es wird kaum eine Stadt geben,“ stellt Peter Wenzel heraus, „in der mit so viel Leidenschaft das Für und Wider eines Versuchs diskutiert wird.“ Allein deshalb sei schon diese Projekt ein Gewinn für Marl.