„Sehr geehrter Herr Terhorst, lieber Thomas,
wir sind in der Welt mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die Bewältigung der Corona Pandemie und ihre Folgen sowie der Umbau hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zur wirksamen Bekämpfung des Klimawandels werden durch den von Putin geführten Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen Folgen zusätzlich erschwert. Das alles spüren wir auch in Deutschland. Das alles spüren die Menschen vor Ort in Marl.
Die Sorgen vieler Menschen in unserer Stadt haben sich vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen spürbar verschärft. Es geht Jüngeren wie Älteren, Familien und Alleinstehenden, insbesondere Menschen mit geringem Einkommen, um die Finanzierung ihres Lebensunterhalts. Es geht um bezahlbaren Wohnraum, eine Antwort auf steigende Energiekosten, Sorgen um den Arbeitsplatz und über die Auswirkungen des Krieges.
In einer solchen Zeit sind wir, sind alle Demokrat:innen, politisch in Berlin wie in Marl, besonders gefordert. Als Vertreter der beiden größten Parteien haben Du und ich für unsere Stadt doch im besonderen Maße Verantwortung zu tragen. Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass wir um ihretwillen in der Sache streiten und zugleich zur Zusammenarbeit fähig sind.
Ich respektiere, dass die Spitze der Marler CDU die Haltung der SPD-Fraktion zur Bebauung des Jahnstadions nicht teilt. Für die jeweiligen Positionen lassen sich unterschiedliche Argumente in der Sache anführen.
Selbstverständlich ist es unsere Aufgabe diese Argumente in der Öffentlichkeit darzustellen und den Bürger:innen unsere Position(en) zu erläutern. Die Art und Weise wie sich nun aber die Marler CDU geäußert hat, ist erschreckend und Gift für die Kommunalpolitik in Marl. Eine solch harte sprachliche Entgleisung sieht Dir überhaupt nicht ähnlich und ist für mich lediglich mit der Einflussnahme Eures Ehrenvorsitzenden erklärbar. Sie lässt sich damit jedoch in keiner Weise entschuldigen.
Wir könnten sicherlich vortrefflich über die Bedeutung von Verlässlichkeit in der Politik anhand des Beispiels Heinrich-Kielhorn-Schule debattieren. Doch wo würde uns das hinführen? Der Sache dient es gewiss nicht und der Stadt „Bestes“ werden wir auf diese Weise ebenfalls nicht finden.
Die unsachliche Wortwahl und die fehlgeleitete Kritik der Marler CDU-Spitze an unserem Bürgermeister, unseren Fraktionsvorsitzenden und der SPD Marl weise ich nachdrücklich und aufs Schärfste zurück. Aus dem Stadtteil, der gesamten Stadt sowie selbst vertraulich aus dem Kreise der CDU haben wir Zustimmung für die Haltung der SPD-Ratsfraktion erfahren. Im Namen der SPD Marl fordere ich Dich mit Nachdruck in Deiner Funktion als Vorsitzender der CDU Marl auf zum sachgemäßen politischen Diskurs zurückzukehren und die sprachliche Eskalation zu beenden.
Mit freundlichen Grüßen
Brian Nickholz
Vorsitzender SPD-Marl“
Hier geht es zum Brief im Original: 2022_07_27_Offener_Brief_CDU_Marl_Jahnstadion