Eine Verkürzung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes auf sechs Monate ist nicht der richtige Weg, kritisiert Michael Groß (MdB) die Pläne der schwarz-gelben Bundesregierung. Alleine die Ausbildung dauert in diesen Bereichen mindestens drei Monate. Wir sollten uns auf den Weg machen, die Bundeswehr in eine Berufsarmee zu ändern, den Zivildienst abzuschaffen und dafür freiwillige Programme in sozialen Diensten stärken.
Während es in den Jahren des kalten Krieges galt, die Freiheit gegen einen Gegner aus dem Osten zu verteidigen, führt die Bundeswehr heute im Auftrag der Vereinten Nationen und der NATO Auslandseinsätze durch. Deutschland hält, anders als die meisten europäischen Staaten, an der Wehrpflicht fest. Dabei sind bereits heute von 250 000 Soldaten nur noch etwa 30 000 Wehrpflichtige, der Rest Berufssoldaten oder freiwillig länger Dienende. Angesichts des demographischen Wandels und dem sich weiter verändernden Anforderungsprofil ist die Wehrpflicht nicht mehr zeitgemäß. Sechs Monate reichen nicht aus, um das nötige Rüstzeug für eine solide Ausbildung zu vermitteln. Die angelernten Soldaten sind Statisten, abkommandiert zu Aufräum- und leichten Bürotätigkeiten. Vielmehr dient heute die Wehrpflicht dazu, Nachwuchs für die Berufsarmee zu rekrutieren.
Als Anfang vom Ende bezeichnete Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die Verkürzung des Zivildienstes. Schon heute beklagen die Wohlfahrtsverbände zu kurze Dienste im Bereich der Pflege von Alten, Kranken und Menschen mit Behinderungen. Der ständige Wechsel von Bezugspersonen ist den in Senioren-, Pflege- und Behinderteneinrichtungen lebenden Menschen nicht zuzumuten, so Michael Groß. Gerade in diesen sensiblen Bereichen trägt die Gesellschaft besondere Verantwortung.
Aus Kostengründen möchte kaum jemand statt der Zivildienstleistenden gut ausgebildetes und entsprechend bezahltes Personal einstellen. Eine Alternative ist für viele Verbände das Freiwillige Soziale Jahr. Und es gibt weit mehr Bewerber als offene Stellen. Hier müssen Bund und Land deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, fordert der SPD-Bundestagsabgeordnete. Die jetzt durch die Verkürzung des Zivildienstes frei werdenden Mittel müssen in solche Stellen fließen. Profitieren werden diejenigen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, aber auch Jugendliche, deren soziale Kompetenz gestärkt und gefördert wird, resümiert Michael Groß.