"Wenn wir immer nur diskutieren, was wir schon immer erörtert haben, beklagt die Ausschussvorsitzende Gabi Hawig die derzeitige Auseinandersetzung zur Schulentwicklungsplanung in Marl, so dürfen wir uns nicht über die Fortschreibung bisheriger Ergebnisse wundern!
Auftrag der Politik an die Verwaltung war, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der anstehenden Sanierungsarbeiten an einigen Schulstandorten, den Schulentwicklungsplan (SEP) vorzeitig fortzuschreiben, damit Klarheit über den Bedarf an Schulraum bis 2015 erzielt würde.
Der vorgelegte SEP stellt zunächst einmal eine Bestandsaufnahme dar, erläutert der SPD Fraktionsvorsitzende Michael Groß, der Schwerpunkt liegt auf der Ist-Analyse! Zugrunde gelegt wurde das gesetzlich vorgeschriebene Raumprogramm. Bedauerlicherweise werden z. B. keine modernen Konzepte zur Raumnutzung diskutiert. Doch mit Konzepten von gestern lässt sich das Morgen schlecht planen.
Vielmehr stellt sich die Frage, mahnt Hawig, ob alle Beteiligten wirklich wollen, dass die Schule 2015 immer noch wie heute aussehen soll. Kleinere Klassen, eine bessere Lehrerversorgung seien Ziele, für die sich die SPD-Fraktion in Marl bei der Landesregierung stark machen werde.
Sicherlich muss auch die SPD Fraktion aufgrund der Haushaltslage den Blick darauf richten, möglichst Investitionen für zukünftig nicht mehr benötigte Schulimmobilien zu vermeiden, erläutert Michael Groß, doch darf bei allen skizzierten Maßnahmen nicht an pädagogischen Überlegungen gespart werden. Wir benötigen eine pädagogische Schulentwicklungsplanung, zumindest aber die Diskussion darüber!
Die Umwelt der Schule würde sich verändern und dies in Zukunft noch stärker. Zunehmend würde in Frage gestellt, ob die Schule ihre Rolle in der heutigen Form noch effektiv und effizient ausfüllen kann. Daher wird auf allen Ebenen und in allen Richtungen nach Verbesserungsansätzen gesucht.
Es ist auch deutlich geworden, so Groß, dass allein aus der Schulverwaltung heraus nicht alles geregelt und entschieden werden kann. Schulen sollen sich zunehmend wie Unternehmen selbst organisieren und ihre Vorteile stärker darstellen. Sie sollen selbst die Entscheidungen treffen, die nötig sind, um gute schulische Arbeit zu leisten!
Für mich heißt das, fasst Hawig ihre Position zusammen, dass wir eine Vision darüber entwickeln, wie die Schullandschaft im Jahre 2015 aussehen soll. Demnach müssen haushaltpolitische Überlegungen der Verwaltung in Einklang mit den pädagogischen Anforderungen gebracht werden. Genau in diesem Prozess sollte sich im Augenblick die Politik befinden. Dieser Meinungsbildungsprozess muss natürlich stattfinden im Austausch mit Lehrern, Eltern und Schülern, betont die Schulausschussvorsitzende Hawig.
Gerade deshalb plant die SPD Fraktion gemeinsam mit dem ehemaligen schulpolitischen Sprecher der SPD Landtagsfraktion, Manfred Degen, möglichst kurzfristig einen Fachdialog einzuberufen.
Absicht der SPD ist es dabei, mit vielen Fachleuten und den Betroffenen über ihre Ziele zu diskutieren, wie z.B. die flächendeckende Ganztagsbetreuung an Schulen, die Schulsozialarbeit an Förder- und Hauptschulen, die verstärkte Kooperation von Jugendhilfe und Schule. Aber auch zu der Frage, ob die Schulformtrennung wirklich ein Modell der Zukunft sein soll bzw. sein wird. Als Grundsatz gilt aber bei allen Überlegungen für die SPD das wohnortnahe Schulangebot.
Auch die Intensivierung der Förderung mit dem Ziel, mehr hochwertige Schulabschlüsse zu erlangen, betont Hawig, muss für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten eine besonderes Anliegen sein, ebenso wie die Verstärkung von Maßnahmen zur Integration und Differenzierung!
Doch letztendlich sind uns in vielen Bereichen die Hände gebunden, bedauert Gabi Hawig, denn Schulpolitik ist immer vor allem Landespolitik! Vielen Wünsche können wir ohne die entsprechenden Vorgaben von der CDU-Landesregierung nicht realisieren. Dabei erachte ich gerade die Verbundschule als ein zukunftsfähiges Konzept!
Das Anliegen der SPD Fraktion ist, betont Groß, dass sich alle engagierten Schulpolitikerinnen und Schulpolitiker von der Frage lösen, welche Steine und Gebäude erhaltenswert sind, sondern sich vielmehr der Frage widmen: Was ist schulpolitisch und pädagogisch notwendig? Schließlich, so Hawig mit einem Augenzwinkern, ist der Schulausschuss nicht der Bauausschuss! Und das soll auch so bleiben.