Die Marler SPD wird eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des deutschen Steinkohlebergbaus durchführen. Dies kündigte jetzt die Bundestagsabgeordnete Waltraud Lehn vor den Betriebsräten der Zeche Auguste Victoria/Blumenthal in einer gemeinsamen Sitzung mit einer Delegation der Marler SPD an.
In der Lagebeurteilung stimmen Betriebsrat und Sozialdemokraten überein: Die geplante Kürzung der Kohlesubvention durch die neue NRW Landesregierung lässt das nahe Ende des deutschen Steinkohlebergbaus mit verheerenden Folgen für die Arbeitsplätze in Marl befürchten, die weit über den Bergbau und seine Zuliefererindustrie hinaus gehen und in weite Teile der mittelständischen Industrie reichen.
Betriebsratsvorsitzender Franz-Josef Babiel verwies auf die drohenden Verluste: 4000 Beschäftigte bei der Deutschen Steinkohle in Marl, insgesamt 7700 im Kreis Recklinghausen, 430 Auszubildende. Darüber hinaus dürfe nicht unterschätzt werden, welches Einkaufsvolumen durch die Deutsche Steinkohle entsteht: 210 Millionen Euro im Jahre 2004 allein im Kreis Recklinghausen. Die Deutschte Bergbautechnik, hauptsächlich in unserer Region angesiedelt, habe steigende Aufträge aus den USA und Russland, allein aus China für 360 Millionen Euro im letzten Jahr.
Axel Großer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat und selbst Bergmann bei Auguste Victoria: Wenn die Pläne der neuen CDU/FDP- Landesregierung ungebremst verwirklicht werden, bedeutet das den völligen Verzicht auf die deutsche Steinkohle in fünf Jahren, dann drohen unserer Region Arbeitslosenzahlen von weit über 20 Prozent.
Nach Einschätzung der Sozialdemokraten ist die deutsche Steinkohle unverzichtbar, um im Energiesektor ein bestimmtes Maß an Unabhängigkeit zu wahren.. Explodierende Ölpreise, die Verteuerung der Importkohle um 25 % in 2004, die zu 58% den Bedarf des weltgrößten Koksimporteurs, nämlich der deutschen Stahlindustrie, deckt, zeigten, dass der weltweite Verteilungskampf um Energie längst begonnen habe. Dafür sorge schon allein der anhaltende Boom der immer noch unterschätzten Wirtschaftsmacht China.
Alternative Energien, so Waltraud Lehn, die von der Bundesregierung im Übrigen stark gefördert werden, sind auf absehbare Zeit noch nicht in der Lage eine ausreichende Stromversorgung zu garantieren. Außerdem muss es bei einem klaren Ausstieg aus der Atomenergie bleiben. Solange nachhaltige Konzepte jenseits der Energieversorgung durch Kohle fehlen, wäre es ein schlimmer Fehler, auch noch die letzten deutschen Zechen zu schließen.
Dazu soll es in Marl nicht kommen, begründet der Vorsitzende der Marler SPD, Michael Groß, die Aktion der SPD in einer Stellungnahme: Ich bin mir sicher, dass alle Marler und Marlerinnen geschlossen für ihre von drohender Arbeitslosigkeit betroffenen Mitbürger eintreten werden, und damit für ihre Stadt, und sich in sehr großer Zahl in die in Kürze ausgelegten Unterschriftenlisten für den Erhalt des Bergbaus eintragen werden.