
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion am Rat der Stadt wendet sich in einem Brief an die Bürgermeisterin:
"Mit dem Ende der o. g. Wahlperiode sind einige Ratsmitglieder aus dem Stadtrat ausgeschiedenen, die über viele Jahre manche sogar über Jahrzehnte hinweg dem Rat der Stadt Marl angehört haben. Als die Ratsmitglieder sich seinerzeit entschlossen haben, für den Rat der Stadt Marl zu kandidieren, haben sie sich für eine der interessantesten politischen Aufgaben
überhaupt entschieden. Denn Kommunalpolitiker betreiben Demokratie in ihrer unmittelbarsten Form: sie stehen in direktem Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, wissen, was ihnen auf den Nägeln brennt und kennen deren Wünsche und Sorgen.
In einer Zeit, in der viele Zeitgenossen Individualismus mit Egoismus verwechseln, haben sich diese Marlerinnen und Marler für das Allgemeinwohl, für unser Gemeinwesen eingesetzt. Das ist keineswegs immer nur ein reines Vergnügen, weil, anders als in der Landes- und Bundespolitik, der Kommunalpolitiker beim Bäcker, beim
Spaziergang, in der Gaststätte und vor allem in der Nachbarschaft unmittelbar Rede und Antwort stehen muss.
Es stellt eine große Verantwortung dar, dass die Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen in uns Kommunalpolitiker/innen, in die Handlungsfähigkeit der Politik und in die Funktionsfähigkeit der Demokratie insgesamt nicht verlieren. Dafür haben die Ratsmitglieder Freizeit, Urlaub und Wochenenden geopfert, damit sie ihrer ehrenamtlichen Arbeit zuverlässig und gewissenhaft nachgehen konnten. Und noch eins sollte nicht unerwähnt bleiben: Oft haben sie ihre Familien vernachlässigen müssen, um für die Allgemeinheit aktiv zu sein.
Bisher war es zur Verabschiedung gute Sitte, dass im Rahmen eines Empfanges den ehemaligen Ratsmitgliedern für Ihr Wirken der Dank der Stadt und der Marlerinnen und Marler ausgesprochen wurde.
Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Respekt und Dank gegenüber den ausgeschiedenen Ratsmitgliedern durch den traditionellen Empfang zum Ausdruck
bringen, bevor sich das Ausscheiden derselben jährt. Wir, wie offensichtlich auch
andere Parteien in Marl, beklagen, dass für diese Anerkennung nunmehr kein entsprechendes und überparteiliches Forum seitens der Stadt geboten wird.
Begrüßen würde ich es zudem, wenn Sie in diesen Dank die Ehe- bzw. Lebenspartner mit einschließen, die durch ihre Geduld und ihr Verständnis das politische Engagement der ausgeschiedenen Ratsmitglieder überhaupt erst möglich gemacht haben."