Keine Frage, NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück ist ein gefragter Mann. Doch trotz seines eng gesteckten Terminkalenders ließ es sich der Landesvater nicht nehmen, den Marler Genossen beim Neujahrsempfang im Rathaus einen Besuch abzustatten.
Er kam um Punkt 11 Uhr, und blieb etwas mehr als eine Stunde, ehe er wieder in seinen Dienstwagen stieg und zum nächsten Auftritt nach Velbert rauschte. Doch in dieser kurzen Zeit war Steinbrück "voll da", verbreitete viel Optimismus für die anstehende Landtagswahl ("natürlich können wir die gewinnen") ohne dabei die Probleme, die das Land plagen, schön reden zu wollen. Aber: "Nordrhein-Westfalen ist ein starkes Land. Lassen Sie sich nichts anderes einreden", so der Ministerpräsident. Die Wirtschaftsleistung der NRW-Unternehmen sei größer als die der gesamten russischen Föderation, machte er weiter deutlich.
Manchmal würde er in diesem Zusammenhang allerdings nicht ernst gemeint darüber nachdenken, ob es nicht Sinn mache, die Unabhängigkeit für NRW auszurufen. Steinbrück: "Dann wären wir in der EU immer noch eine große Nummer und müssten uns in der Fußball-Bundesliga nicht mehr mit den blöden Bayern herumschlagen."
Dennoch müsse man, um den Standort NRW noch zu stärken, die Industriepolitik weiter vorantreiben. Er machte deutlich, dass ein weiterer Subventionsabbau im Steinkohlebergbau mit ihm nicht zu machen sei. "Selbst wenn wir dabei draufzahlen, ist eine eigene Energiequelle im Lande eine gute Versicherung gegen Risiken, die in ein paar Jahren auftreten können."
"Im Schlenker"
Auch der Chemiepark Marl besitze in Düsseldorf oberste Priorität. Wenngleich er sich in Sachen Schlenke nicht ganz sachkundig zeigte (er nannte die Siedlung "Im Schlenk" bzw. "Schlenker") und das Wort Westerweiterung nicht in den Mund nahm, stellte er heraus, dass man sich in Marl der Unterstützung der Landesregierung sicher sein könne. Der Ministerpräsident: "Es wäre wichtig, wenn man dort zu einer Lösung kommt. Wir wollen jedenfalls unsere Möglichkeiten ausschöpfen, um diesen industriepolitischen Standort weiter zu sichern."
Dass die Marler SPD alles daran setzen will, die Probleme der Stadt zu lösen, machte der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Michael Groß deutlich: "Wir wollen Dampf erzeugen. Dampf für eine Stadt der Bildung, eine Stadt der Kultur, eine Stadt der Integration, eine Stadt der Arbeit." Deshalb müsse man die Wahlen im Mai gewinnen. "Dafür werden wir arbeiten", so Groß zu den mehreren hundert Anwesenden. Und sicherte Steinbrück die volle Unterstützung für den Wahlkampf zu.