Landesbilanz zum Neujahrsempfang

Plattdeutsch und deutliche Worte, Hiphop und Kinderlieder – die Gäste des SPD-Neujahrsempfangs
am Sonntagmorgen im Rathaus bekamen ein breites Spektrum geboten. Im Mittelpunkt: Der Ministerpräsident. Es steht der Landtagswahlkampf
bevor.

Um das Fazit vorweg zu nehmen: Wahlkampfgeschenke
gab es aus Düsseldorf nicht. Zu Marl meinte
Peer Steinbrück lediglich, die Westerweiterung
des Chemieparks habe in der Landesregierung
oberste Priorität; die Bürgermeisterin
habe gebeten, Gespräche zu führen, und
es wäre wichtig, "dass man zu Lösungen
kommen muss".

Im Gegenzug erhielt der Ministerpräsident
Schnaps, Wurst und Brot von "Kiepenkerl" Manfred Degen überreicht (der nicht wieder für den Landtag kandidiert) sowie ein weinrotes T-Shirt von den Jusos mit dem Schriftzug "Peer".

Die Stadt hat sehr große Aufgaben vor sich, das erklärte bei seiner Begrüßung der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Michael Groß. Man wolle Marl zu einer lebenswerten Stadt machen und gemeinsam mit den Bürgern konstruktive Lösungen erarbeiten. Und um dieses erreichen zu können, "müssen wir die nächste Landtagswahl gewinnen", schlug er den Bogen zu Peer Steinbrück.

"Ja, wir haben Probleme", verblüffte der Ministerpräsident seine rund 450 Zuhörer (darunter Bürgermeisterin Uta Heinrich). Er warnte vor der Vorstellung, dass die Schlaumeier und die Deppen einseitig auf die Parteien verteilt seien. Den Wähler interessiere aber keine ritualisierte Auseinandersetzung sondern die Antwort auf die Frage: Welche Vorstellung haben die Parteien für die nächsten fünf Jahre? Es sei ein Fehler zu glauben, alle könne so bleiben wie es ist. Es gebe viele Veränderungen – die Frage heiße nur "wie"? Auf keinen Fall werde man die Steuer weiter senken können. Die seien auch gar nicht zu hoch (sondern
die Sozialversicherungsabgaben).

"Das Land NRW ist ein starkes Land", so der Landesvater stolz, "lassen Sie sich nichts anderes einreden." Die Steinkohle müsse als heimische Energiequelle vorgehalten werden.

Seinen Genossen gab er den (internen) Hinweis, man lebe im Wahlkampf von den Schwächen der anderen. Und seine Gemütslage sei gut. Was angesichts der locker vorgetragenen Landesbilanz auch sehr überzeugend wirkte.