Partizipation von Kindern und Jugendlichen

Für die nächste Sitzung des Rates stellt die SPD-Fraktion folgenden Antrag:

Die Verwaltung wird beauftragt, ein Marler System der Partizipation von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln und zur Diskussion und Beschlussfassung vorzulegen. Dabei verstehen wir unter Partizipation die Teilhabe bzw. Beteiligung und die Einflussnahme von Kindern und Jugendlichen auf die für sie lebensbedeutsamen Teilbereiche der Gesellschaft im kommunalen Rahmen der Stadt Marl.

Begründung und Hinweise

Allgemein wird in unserer Gesellschaft ein Rückgang der gesellschaftlichen Teilhabe verzeichnet („Politikverdrossenheit“, geringe Wahlbeteiligungen). Im Gegensatz dazu sagt die Shell-Studie 2002, dass junge Menschen keinesfalls unpolitisch oder von vornherein desinteressiert sind. Ihr Verhalten ist eher als Antwort darauf zu verstehen, dass die Politik ihnen kein sonderliches Interesse entgegenbringt.

Der Sinn der frühzeitigen und umfassenden Partizipation liegt darin, dass Kinder und Jugendliche lernen, selbst Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Damit wir die Bereitschaft zur politischen Beteiligung gefördert und Vertrauen in demokratische Prozesse gestärkt. Das Funktionieren der Stadt wird erfahrbar gemacht und die Kin-der und Jugendlichen lernen, ihre Interessen zu formulieren und zu vertreten.

Zum Umsetzung der Partizipation müssen verschiedene Beteiligungsmodelle eingebracht werden:

1. Repräsentative Modelle: Stadtrat der Kinder und Jugendlichen mit gewählten Vertretern. Die Strukturen sind an den Stadtrat angelehnt.
2. Offene Modelle: Kinder- und Jugendforen, Jugendbürgerversammlungen oder Kinderkonferenzen
Alle interessierten Kinder und Jugendlichen können sich direkt in den Foren engagieren und ihre Forderungen, Erfahrungen oder Anliegen vorbringen. Dabei sind alle Themen, die das Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen betreffen, von Interesse.
3. Projektorientierte Modelle
Hierbei handelt es sich um thematisch und zeitlich eingegrenzte Projekte, die einen überschaubaren Problembereich meist aus dem direkten Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen behandeln.
4. Vernetzung der SV-Arbeit der Schulen in Marl und Kooperation der Jugendvertretungen von Marler Betrieben

Vorhandene Strukturen werden zusammengebracht, um gemeinsame Aufgabenfelder zu entdecken und zu bearbeiten.

Für alle Beteiligungsformen müssen gelten:

•Die Beteiligungsformen müssen altersgerecht und von den Kindern und Jugendli-chen beeinflussbar sein. Die Projekte sollen für die jeweiligen Altersgruppen zeitlich und inhaltlich überschaubar sein, die Bemühungen erfahren ein Ergebnis.
• Die Modelle dürfen nicht von „oben“ aufgesetzt sein. Deshalb ist mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam die Modellfrage zu klären.
• Die Kinder und Jugendlichen brauchen kompetente Ansprechpartner für ihre Fragen und Probleme. Diese müssen Hilfestellung geben und zwischen Kindern und örtlicher Politik vermitteln, ohne selbst Einfluss auf die Inhalte zu nehmen.
• Die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen muss dauerhaft erfolgen.
• Kinder und Jugendliche brauchen eigene Entscheidungskompetenzen.
• Politik und Verwaltung müssen sich zur Zusammenarbeit mit den Partizipationsmodellen verpflichten.
• Bei der Gestaltung der Mitwirkungsmöglichkeiten sind vorhandene Partner mit ins Boot zu nehmen, z.B. Stadtjugendring, Jugendheime, Gewerkschaftsjugend, Sportjugend, Jugendverbände, Kinderschutzbund, Schulen, Betriebe, Jugendorganisationen der Parteien.